12.05.2021

Generationswechsel in Unternehmen: „Nachfolge ist eine Gratwanderung für beide Seiten“

Beraterin und Nachfolgeexpertin Dr. Birgit Felden erklärt im Haustex-Interview, wie ein Generationswechsel im Unternehmen erfolgreich gelingen kann. Sie ist Professorin für Mittelstand und Unternehmensnachfolge an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin.

Haustex: Frau Felden, das Thema Unternehmensnachfolge erweist sich für den deutschen Mittelstand als Herausforderung, an der nicht wenige scheitern. Wo liegen die größten Probleme?

Birgit Felden: Es fängt damit an, dass viele Unternehmer und Unternehmerinnen zu spät anfangen, sich um einen Nachfolger zu kümmern – manchmal sogar erst, wenn sie das Rentenalter bereits selbst erreicht haben. Ich rate, etwa mit dem 55. Lebensjahr langsam in die Planung einzusteigen. Ein weiteres Problem, das vor allem kleine Unternehmen betrifft, ist die Altersvorsorge. Oft ist der Betrieb allein die Altersvorsorge, außerhalb des Betriebs keine Maßnahmen getroffen. Spätestens die Corona-Krise sollte jedoch gezeigt haben, wie verhängnisvoll diese Denkweise sein kann.

Haustex: Wie gehe ich denn als Unternehmer am besten an die Nachfolgersuche heran?

Felden: Indem ich frühzeitig einige strategische Überlegungen tätige. Vor allem muss ich mir über die Zielsetzung im Klaren sein: Will ich mit einer Übernahme vor allem einen guten Preis erzielen, oder ist es mir wichtiger, den Charakter und vielleicht sogar den Namen meines Unternehmens zu erhalten? Letzteres lässt sich mit einem Mitarbeiter, der übernimmt, sicher leichter realisieren als mit einem Wettbewerber als Käufer.

Haustex: Was gibt es noch zu beachten?

Felden: Den Wert des Unternehmens zu bestimmen, ist auf jeden Fall hilfreich, aber auch ein sensibler Punkt. Oft erfolgt die Bewertung des eigenen Betriebs bauchgesteuert. Schließlich handelt es sich in den meisten Fällen um ein Lebenswerk, in das viel Arbeit und Herzblut gesteckt wurde. Das kann schnell zu überzogenen Kaufpreisvorstellungen führen. Der KMU-Rechner auf der Website www.Nachfolge-in-Deutschland.de ist beispielsweise ein hilfreiches Tool, um sich ein objektives Bild vom Wert eines Unternehmens zu machen.

Haustex: Allein den Wert eines Unternehmens zu kennen reicht für eine erfolgreiche Übernahme aber sicher nicht aus.

Felden: Es gilt natürlich auch, ihn zu erhalten. Dazu gehört, keinen Investitionsstau herbeizuführen und ein zukunftsträchtiges Geschäftsmodell zu haben. Als abgebender Unternehmer sollte ich bis zur tatsächlichen Übernahme unternehmerisch mitdenken und im Idealfall auch bereit sein, meinen Nachfolger oder meine Nachfolgerin in der ersten Zeit mit meiner Erfahrung zu unterstützen.

Haustex: Zuvor muss aber erst mal ein Nachfolger gefunden werden…

Felden: Und das ist nicht leicht. Leider gibt es keinen funktionsfähigen Markt für Unternehmensnachfolgen. Zudem spielen auch emotionale Themen eine Rolle. Der Unternehmer will ja nicht nur jemanden finden, der es kann. Er oder sie soll auch noch zu ihm und seinen Mitarbeitern passen und möglichst aus der Region kommen. Für mich sind das alles Gründe, die Nachfolge frühzeitig anzugehen. In rund 50 Prozent der Fälle werden kleine und mittlere Unternehmen ja innerhalb der Familie übergeben. Aber auch hier muss der Nachwuchs rechtzeitig gefragt werden.

Das vollständige Interview mit Dr. Birgit Felden lesen Sie in der Mai-Ausgabe der Haustex.

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Generationswechsel in Unternehmen: „Nachfolge ist eine Gratwanderung für beide Seiten“
Foto/Grafik: Birgit Felden
Dr. Birgit Felden ist Professorin für Mittelstand und Unternehmensnachfolge an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin.
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