26.08.2025
Deutsche Möbelindustrie: Umsatzminus im ersten Halbjahr 2025
„Unsere Branche sieht sich weiterhin schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gegenüber: International aufgrund der vielfältigen Auswirkungen der US-Zollpolitik, vor allem aber auf dem Heimatmarkt“, sagte Jan Kurth, Geschäftsführer der Verbände der deutschen Möbelindustrie, bei der heutigen Jahres-Wirtschaftspressekonferenz in Köln. Für das dritte Quartal planen laut Verbandsumfrage bereits 36 Prozent der Betriebe Kurzarbeit.
Hauptsorgen sind das schwache Konsumklima und der rückläufige Wohnungsbau. Zwar setze die Bundesregierung mit ihrem Bau-Turbo Signale, doch ohne zusätzliche Fördermittel und eigenkapitalersetzende Maßnahmen werde der erhoffte Schub ausbleiben, so Kurth.
Immer stärker belastet die Unternehmen zudem die Bürokratie. Als Beispiel nannte der Verbandsgeschäftsführer die EU-Entwaldungsverordnung: Der Nachweis entwaldungsfreier Lieferketten verursacht nach Verbandsangaben sechsstellige Implementierungskosten, laufende Zusatzaufwendungen und erhöhten Personalbedarf.
Trotz der schwachen ersten Jahreshälfte blickt die Branche vorsichtig optimistisch auf den Herbst. Erfahrungsgemäß rücke nach der Urlaubszeit das Zuhause wieder stärker in den Fokus, heißt es. Steigende Realeinkommen und Renovierungsbedarf könnten für Impulse sorgen. Insgesamt erwartet die Branche für 2025 ein Umsatzminus von rund 3 Prozent – deutlich weniger als 2024, als die Erlöse um 7,8 Prozent auf 16,3 Milliarden Euro sanken. Der Sektor umfasst rund 400 Betriebe mit 69.000 Beschäftigten.
Bei den Segmenten zeigen sich deutliche Unterschiede: Küchenmöbel hielten sich mit einem Rückgang von 2 Prozent vergleichsweise stabil. Das Segment der sonstigen Möbel – darunter Wohn- und Schlafzimmermöbel – erzielte einen Umsatz von 2,4 Milliarden Euro, ein Minus von 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Am stärksten litt das kleinste Segment der Branche, die Matratzenindustrie: minus 18,8 Prozent auf 217 Millionen Euro.
Auch im Exportgeschäft war das Bild gemischt. Während Frankreich (-3 Prozent), Österreich (-4,2 Prozent), die Niederlande (-0,7 Prozent) und das Vereinigte Königreich (-5 Prozent) weniger orderten, legten die Lieferungen in die Schweiz (+1,1 Prozent), nach Italien (+1,6 Prozent) und besonders nach Spanien (+6,1 Prozent) zu – dort stützt der florierende Wohnungsbau die Nachfrage.
In die USA, den wichtigsten außereuropäischen Markt, stiegen die Ausfuhren um 3,7 Prozent auf 132 Millionen Euro. Doch die Freude ist getrübt: 85 Prozent der Hersteller rechnen mit Rückgängen wegen der bestehenden 15-Prozent-Zölle. Neue Unsicherheit bringt die Ankündigung von Donald Trump, weitere Importabgaben prüfen zu wollen. Ganz anders in China: Hier brachen die Exporte um 42 Prozent ein. Grund ist der verschärfte Wettbewerb auf dem Heimatmarkt, da chinesische Hersteller wegen der US-Zölle verstärkt dort auftreten.
Auch in Deutschland selbst spürt die Branche die Folgen der internationalen Handelspolitik. Die Möbeleinfuhren aus China stiegen um 25 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro und machen nun 30 Prozent der deutschen Möbelimporte aus. Polen liegt mit knapp 1,6 Milliarden Euro (+9 Prozent) und 28 Prozent Anteil fast gleichauf. Deutlich wuchsen auch die Lieferungen aus Italien (+27 Prozent) und Vietnam (+21 Prozent). Insgesamt kletterten die Möbelimporte um fast 15 Prozent auf 5,6 Milliarden Euro – der Importanteil am deutschen Markt stieg damit von 53,1 auf 59,8 Prozent.
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